Canon ist Vielen vor allem als Hersteller von Kameras und Druckern bekannt. Was jedoch noch weniger bekannt ist: Canon bietet auch eine spezielle Fotobuchvariante. Dabei soll ein besonderes Druckverfahren für eine höhere Auflösung und bessere Farbwiedergabe sorgen. Wir waren skeptisch, wollten es genau wissen und haben das Canon HD Book für Sie getestet. Das Ergebnis hat uns überrascht. Lesen Sie selbst...
Als Novität im Fotobuch-Bereich betrat im Oktober 2013 das Canon HD Book die Bühne. Durch eine besondere Drucktechnik verspricht es eine deutlich bessere Schärfe und Farbqualität als andere Fotobücher (dazu gleich mehr). Wir wollten es wissen und haben das Canon HD Book unserem neuen Testverfahren unterzogen.
Anders als man erwarten würde, kann man das Canon HD Book gar nicht bei Canon selbst bestellen, sondern muss auf einen Fotobuch-Anbieter ausweichen. Momentan ist dies das Unternehmen fotobook, der die von Canon produzierte spezielle Druckmaschine schon im Einsatz hat. Wir vermuten, dass sich dies zukünftig ändern wird und noch weitere Fotobuch-Dienstleister diese einsetzen.
Die Besonderheiten des Canon HD Books
Das Canon HD Book wird in einem speziellen Druckverfahren hergestellt (siehe Expertentipp). Dadurch kann es Fotos mit 600 dpi wiedergeben. Zum Vergleich: Beim konventionellen Digitaldruck sind es nur rund 300 dpi. Auch werden 7 Farben eingesetzt und damit 3 mehr als beim konventionellen Digitaldruck. Beides in Kombination verspricht eine höhere Farbtreue und bessere Detailschärfe. Die Farben sollen sich durch besondere Lichtunempfindlichkeit auszeichnen, so dass Canon 300 Jahre lang Farbtreue verspricht.
Expertentipp
"Beim Canon HD Book wird eine neuartige Druckmaschine von Canon eingesetzt. Wie ein Tintenstrahldrucker zu Hause bzw. im Büro spritzt sie die Bildpunkte mit ultrafeinen Düsen aufs Bild. Man nennt dieses Verfahren industriellen Inkjet-Druck."
Eine weitere Besonderheit ist die Flatspread Bindung. Ähnlich wie bei der von Echtfotobüchern bekannte Layflat-Bindung liegen die Seiten flach auf und es entsteht kein Verlust an Bildinformation in der Mitte (wen die Bindungsarten detaillierter interessieren, findet mehr in unserem Artikel “Bindungsarten für ein Fotobuch im Detail“). Anders als bei der Layflat-Bindung sind die Seiten jedoch nicht im Leporello-Verfahren verbunden, sondern mit transparenten Klebetreifen an einen Steg angesetzt.
Diese Variante ist in Deutschland nur bei sehr wenigen Anbietern erhältlich (uns ist nur Smartphoto bekannt), in den USA hingegen ist sie weit verbreitet.
Hervorzuheben ist außerdem ein Qualitätsversprechen, das Canon für das HD Book gibt: Bei Unzufriedenheit kann man sein Buch zurückgeben und erhält kostenlos ein neues zugeschickt.
Fotobücher bei Canon bzw. fotobook.de
Da fotobook derzeit noch der einzige Hersteller ist, der das Canon HD Book produziert, beziehen wir uns bei unserem Test auf fotobook. Kommen weitere Druckdienstleister dazu, ist auch prinzipiell denkbar, dass diese das Canon-Buch in weiteren Ausstattungsvarianten anbieten.
Das Angebot an Buchformaten bei fotobook ist breit gefächert: Es umfasst die Standardgrößen DIN A3 (Querformat) sowie DIN A4 und DIN A5 im Hoch- und Querformat. Aber auch andere Formate wie das HD Book in Large (200x200mm) oder XLarge (300x300mm) können bestellt werden. Besonders hervorzuheben ist das Small Format (127x127mm), das gerade für kleine Fotobuchgeschenke eine Option sein kann. Für unseren Test haben wir uns das XLarge-Format ausgesucht, um es genauer unter die Lupe zu nehmen.
Fotobuch-Editor beim Canon HD Book
Für das Canon HD Book muss man beim Anbieter fotobook eine Software herunterladen. Ein Online Editor steht nicht bereit
Gestaltungsmöglichkeiten von fotobook
Ähnlich wie bei anderen Anbietern startet das Programm mit der Produktauswahl:
Hier ist das HD book von Canon direkt die erste Option. Danach trifft man die Entscheidung über Format und Cover, die man auch später noch verändern kann.
Für die Gestaltung bietet fotobook einen Assistenten an, der Hilfestellung bietet. Tipps werden von ihm in kleinen Sprechblasen angezeigt, sobald man das erste Mal auf eine neue Funktion klickt. Im Vorfeld leistet der Assistent außerdem Hilfe bei der Auswahl des Hintergrundes und der Bildanzahl pro Seite.
So hat man eine grobe Übersicht, wie viele Seiten benötigt werden. Wahlweise lässt sich mit einem Regler auch die Seitenanzahl verändern. Das Minimum liegt bei 24 Seiten. Praktisch ist, dass man auch sofort sieht, wie sich der Preis dann ändert.
Im letzten Schritt präsentiert einem der Assistent eine Vorschau. Anschließend wechselt man in die Layout-Oberfläche. Diese ist ähnlich wie bei anderen Fotobuchprogrammen aufgebaut. Das Buchergebnis kann man sich über die Seitenleiste am Kopf betrachten. Dabei erkennen wir in unserem Test der automatischen Gestaltung, dass es sich der Assistent zum Teil keinen schlechten Job gemacht hat. Allerdings passt in einigen Fällen die Ausrichtung von Foto und Bildbox nicht zusammen und ein querformatiges Foto wurde in einer hochformatigen Box platziert. Dadurch werden wichtige Teile des Motivs abgeschnitten (siehe die abgeschnittene Gottesanbeterin im Screenshot):
Für Eilige ist der Assistent dennoch eine gute Starthilfe, da man sich schnell auf einen gleich bleibenden Hintergrund und Seitenzahl festlegen kann. Eine individuellere Gestaltung ist beim Canon HD book anschließend ebenfalls möglich. Man kann im Programm jederzeit das Layout anpassen und den Hintergrund ändern sowie Effekte oder Masken auswählen.
Im Vergleich zu den anderen Fotobuchformaten sind deutlich weniger Layoutvorlagen beim Canon HD book vorhanden. Zudem werden die Vorlagen nicht wie sonst üblich nach Anzahl an gezeigten Bildern unterteilt. Daher präsentieren sich die Layoutvorlagen eher unübersichtlich. Immerhin werden sie wie gewohnt einfach auf die Seiten gezogen. Auch die Veränderung der Position und Größe von Bildboxen erfolgt wie gewohnt über die Ecken. Es gibt allerdings keine Option, Fotos verschiedener Bildboxen mit einander zu vertauschen, wie das bei anderen Anbietern der Fall ist. Die Aufnahmen müssen neu ins Layout eingefügt werden.
Nicht mehr so intuitiv wird es, sobald man den sichtbaren Ausschnitt des Bildes verändern möchte oder es skalieren will. Dazu muss man doppelt auf das Foto klicken.
Expertentipp
" Wenn man die ALT-Taste gedrückt hält und dann ins Bild klickt, kann man den sichtbaren Ausschnitt auch mit gedrückter Maustaste verschieben. "
Möchte man nicht nur den Ausschnitt verändern, sondern auch weitere Bearbeitungen vornehmen, benötigt man den Bildeditor, der über die rechte Randleiste (Rahmen-Symbol) zugänglich ist.
Hier kann man rote Augen korrigieren und die Helligkeit und den Kontrast anpassen. Die Deckkraft des Fotos kann man ebenfalls variieren oder es Schwarz-Weiß oder Sepia erscheinen lassen. Auch einige Randeffekte wie etwa ein Rahmen oder ein unscharfer Verlauf findet man dort.
Die Gestaltungs-Software bietet zudem eine weit gefächerte Auswahl an Masken, Hintergründen und Rahmen an. Dabei sind die malerischen Effekte der Masken besonders hervorzuheben. Auch das Sortiment an Bilderrahmen ist vielfältig. Es gibt sie in vielen verschiedenen Farben, Größen und Motiven.
Cliparts können ebenfalls eingefügt werden. Eine Themenauswahl wie bei anderen Anbietern gibt es im Vorfeld nicht. Daher muss man sich durch das Angebot durchklicken, das aber noch überschaubar ist. Die Hintergründe und Rahmen sind teilweise bunt, doch gibt es auch genug Auswahl an eher schlicht gehaltenen Motiven. Angenehm ist, dass die Motive sehr vielfältig sind. So kann man die Cliparts beispielsweise als Stempel einsetzen oder gar als Bordüre für eine ganze Seite.
Textgestaltung beim Canon HD book
Die Textgestaltung findet jeweils direkt auf der Fotobuchseite statt. Alle Einstellmöglichkeiten finden sich wie bei der Bildbearbeitung am rechten Rand.
Die Formatierungsmöglichkeiten sind ausgesprochen vielfältig und umfassen sogar die Wahl des Zeichenabstandes. Dieses Profi-Feature haben wir noch bei keinem anderen Fotobuch-Anbieter gesehen.
Schade ist allerdings, dass die entsprechenden Fonts nicht schon in einer Vorschau im Aufklappmenü der Schriftauswahl angezeigt werden. So bekommt man bei der Auswahl der Schriftart keinen Hinweis, wie der Text aussehen wird und muss mühsam verschiedene Fonts durchprobieren.
Vorschau und Kontrolle beim Canon HD Book
In einem separaten Fenster kann man das eigene Werk in einer Vorschau ansehen. Sie wird jeweils speziell erzeugt und benötigt daher einige Zeit beim Laden.
Sobald man sein Werk in den Warenkorb legt, wird es automatisch von der Software überprüft. Fehler werden angezeigt, wenn man auf das gelbe Warnzeichen klickt. Dies ist praktisch, um die Übersicht nicht zu verlieren.
Bestellvorgang vom Canon HD Book
Um das Produkt zu bestellen, muss man wie üblich zunächst ein Konto beim Anbieter anlegen und wird dann durch den typischen Online-Shoppingprozess geleitet. Unpraktisch bei fotobook ist, dass man den Preis erst sieht, wenn man kurz vor der Bestellung steht. Möchte man dann doch noch das Cover oder die Druckqualität ändern, muss man zurück in die Software gehen und sein Werk erneut in den Warenkorb legen.
Schön dagegen ist, dass man sein Fotobuch auch bei kooperierenden Fotostudios abholen kann um so Versandkosten zu sparen. Besonders in den größeren Städten Deutschlands gibt es viele Händler, allerdings finden sich auch einige in ländlicheren Gebieten.
Infomails und Lieferzeit des Canon HD Books
Direkt nach unserer Bestellung bei fotobook bekamen wir eine Infomail zu unserer Bestellung. Einige Minuten später wurden wir darüber informiert, dass unser Fotobuch nun in die Produktion weitergeleitet wird. Das war überraschend schnell, da die Lieferzeit für das Canon HD Book auf der Website mit 6-7 Werktagen angeben wird. 4 Tage später erhielten wir eine erneute Mail, dass unser Buch nun in 1-3 Werktagen beim gewünschten Fotostudio bereit liegen wird. Sinnvoll ist, vor Abholung beim Studio anzurufen, um sich zu erkundigen, ob das bestellte Werk schon geliefert wurde, da man keine Lieferbestätigung erhält. Zudem sollte man sich über die Öffnungszeiten des Studios informieren, da einige zum Beispiel am Samstag geschlossen haben.
Transportsicherheit der Verpackung
Unser Fotobuch kam in guter Verfassung bei uns an. Es war in einem festen Pappumschlag sicher verpackt und dementsprechend unversehrt.
Material und Fotoqualität des Canon HD Books
Die Qualität des HD Books hat uns voll überzeugt. Die Bilder sind gestochen scharf und auch die Farben intensiv. Obwohl es sich um einen Digitaldruck handelt, sieht man ein Raster erst unter der Lupe – wenn man genau hinschaut. Alles in allem kann der Bildeindruck mit einem Echtfotoabzug mithalten und ist auch von der Farbcharakteristik her ähnlich.
Mit der Hochglanzveredelung wirkt das Papier brillant. Wie von Hochglanz-Abzügen gewohnt, sind Fingerabdrücke jedoch schnell sichtbar. Allerdings lassen sich fettige Flecken leicht mit einem Mikrofasertuch entfernen. Wir haben es getestet und sind vom positiven Ergebnis überrascht. Selbst beim feuchten Abwischen muss man sich nicht sorgen, dass sich Farbe ablöst.
Als weitere Besonderheit fällt die Bindung auf: Die Seiten liegen wie angekündigt flach auf und es entsteht in der Tat kein Verlust an Bildinformation in der Mitte.
Wir hatten unsere Testlayouts speziell modifiziert und einen Schriftzug genau über die Mitte gesetzt, um zu prüfen, wie genau die Buchbinder beim Canon HD Book arbeiten. Dabei fiel auf, dass die Passgenauigkeit am besten war, wenn eine Abbildung, die über zwei Seiten reichen soll, in einer einzigen doppelseitig aufgezogenen Bildbox angelegt wird. Unser Vergleichstest mit einer Bildbox pro Seite zeigte ein minimal schlechteres Ergebnis.
Expertentipp
" Wir empfehlen bei einer doppelseitigen Abbildung das Foto im Layout über beide Seiten aufzuziehen. Dann sollte es im fertigen Buch in der Mitte optimal passgenau werden.
"
Schwarz-Weiß-Bilder beim Canon HD book
Bilder in Schwarz-Weiß werden sehr gut wiedergegeben:
Dem Druckverfahren gelingt der schwierige Spagat zwischen brillanter Schwärze und fein abgestufter Wiedergabe auch dunkler Grautöne. Der Übergang von Hutkrempe und Hintergrund unseres Testbildes ist noch gut zu erkennen (im Buch noch deutlich besser als es unser Foto wiedergibt), dennoch ist der Hintergrund satt schwarz. Hier sehen wir bei anderen Digitaldrucken oft, dass entweder die Schwärzen satt sind, aber die Abstufung von Unterschied und Hutkrempe kaum noch sichtbar ist, oder die Abgrenzung Hut und Hintergrund gut dargegstellt wird, aber dann auch das Hintergrundschwarz eher dunkelgrau ausfällt.
Textwiedergabe beim Canon HD book
Text wird wie beim Digitaldruck üblich gestochen scharf wiedergegeben und ist auch in 6 Punkt noch gut lesbar:
Logo und Barcode beim Canon HD book
Ein Logo wird auf der Rückseite unten mittig recht prominent abgebildet:
Dazu kommt ein kleiner Barcode unten links.
Preis-Leistungsverhältnis des Canon HD Books
Da das Canon HD Book ein einzigartiges Druckverfahren aufweist, lässt es sich nicht eins zu eins mit Standard-Fotobüchern vergleichen. Damit Sie trotzdem eine Einordnung bekommen, hier ein Preisvergleich mit hochwertigen Digitaldrucken und Echtfotobüchern: Für unsere Testversion des HD Books haben wir für 40 Seiten 93,95 Euro plus einer Bearbeitungsgebühr von 1,99 Euro bezahlt. Bei CEWE hätte ein Hardcover in gleicher Größe und Umfang im Digitaldruck mit Hochglanzveredelung mit 2 Seiten mehr 73,95 Euro gekostet, ein Buch auf Echtfotopapier mit Hochglanz hätte 79,95 Euro gekostet. Das Canon HD Book liegt also um rund 15 bzw. 20 Euro über dem CEWE-Preis.
Die Versandkosten lagen dagegen beim Canon HD Book erfreulich niedrig: Da wir das Buch beim Fotostudio abgeholt haben, wurde es gratis geliefert.