Viele fortgeschrittene Fotografen nutzen das RAW-Format für ihre Bilder. Haben Sie auch schon mal überlegt, ob es für Ihre Fotobücher etwas bringen könnte, auch in RAW aufzunehmen? Dann lesen Sie diesen Artikel. Unsere Redakteurin Petra Vogt erklärt Ihnen, was das Format eigentlich ist und was es Ihnen bringt.
Wer mit fortgeschrittenen Fotografen zu tun hat, hat oft schon vom RAW-Datenformat gehört. Meistens heißt es von diesen nämlich im Brustton der Überzeugung „Ich fotografiere nur noch damit.“ Aber welchen Vorteil hat das eigentlich?
Um die Pluspunkte besser zu verstehen, lohnt es sich, etwas auszuholen und zu erläutern, worum es sich beim RAW-Datenformat überhaupt handelt: Der Bildsensor der Kamera liefert für eine Aufnahme eine große Menge Daten. Ein Teil davon ist jedoch nicht unbedingt nötig für die Speicherung im JPEG-Format und nimmt relativ viel Platz ein. Darüber hinaus möchten mittlerweile fast alle Kamera-Hersteller das Bild für den ungeübten Fotografen verbessern und wenden deshalb im Anschluss an die Aufzeichnung noch Effekte wie etwa eine leichte Scharfzeichnung oder eine Intensivierung der Farben an. Das Endergebnis legen sie dann im beliebten JPEG-Format ab. Für Einsteiger ist das prima, weil sie sich so nicht weiter kümmern müssen, die Datenmenge etwas kleiner wird und das JPEG von allen Fotobuch-Programmen direkt verarbeitet werden kann. Fortgeschrittene jedoch möchten vor allem bei „schwierigen“ Motiven wie etwas solche mit starken Kontrasten selbst Einfluss auf die Bildwiedergabe nehmen oder erst am Computer über eine Bildverbesserung wie etwa die Scharfzeichnung entscheiden. Genau dafür ist das RAW-Format da. In ihm werden die Original-Daten des Sensors im hersteller-eigenen Format abgelegt.
Die Vorteile des Formates
Der große Vorteil daran ist, dass man ohne Qualitätsverluste die Bildcharakteristik noch deutlich verändern kann. Dies macht sich besonders bei den genannten „schwierigen“ Aufnahmen bemerkbar. An einem Urlaubstag mit starker Sonneneinstrahlung etwa herrschen starke Kontraste und sind die Schatten oft so dunkel, dass man kaum noch Details mehr erkennt, während die hellen Bereiche (vom Profi „Lichter“ genannt) so hell und überstrahlt sind, dann man ebenfalls kaum noch etwas darin erkennen kann. Im RAW kann man die hellen und dunklen Bereiche oft noch recht differenziert nachbearbeiten und erhält deutlich mehr Zeichnung als im JPEG (siehe Bildbeispiele). Das zeigt sich dann auch im gedruckten Buch: Dort werden die Unterschiede aufgrund der höheren Auflösung nämlich meist noch besser sichtbar als auf dem Bildschirm.
Ein weiterer großer Vorteil des RAW-Formates ist, dass man den Weißabgleich noch flexibel korrigieren kann. Das benötigt man vor allem dann, wenn man bei Kunstlicht drinnen fotografiert. Vor allem Leuchtstoffröhren, aber auch einige Glühbirnen sorgen für einen Grün- oder Gelbstich in den Fotos. Wer den nicht bei der Aufnahme schon korrigiert hat, tut sich beim JPEG schwer. Beim RAW-Datenformat kann dagegen die Lichtsituation mit einem Schieberegler im Bildbearbeitungsprogramm beliebig und ohne Qualitätsverlust korrigiert werden. Das geht so einfach, dass manche Fotografen schon dazu neigen, den Weißabgleich beim Fotografieren zu vernachlässigen.
Die Nachteile des Formates
Leider stehen diesen schönen Vorteilen des RAW-Formates auch einige Nachteile gegenüber: Der wichtigste für alle Fotobuch-Gestalter ist, dass man RAW-Dateien nie direkt ins Fotobuch laden kann. Sie müssen immer zuerst mit einem spezialisierten Bildbearbeitungsprogramm (oft schon vom Kamera-Hersteller mitgeliefert) „entwickelt“ werden. Das muss nicht mal schwer sein und erfordert bei Programmen wie Lightroom gar keine großen Kenntnisse, aber es ist immer ein zusätzlicher Arbeitsschritt.
Etwas einfacher machen es integrierte Worflow-Programme wie Lightroom oder Picasa, die RAW-Dateien nach dem Import wie „normale“ JPEG-Dateien anzeigen. Als JPEG exportiert werden müssen sie aber trotzdem noch, wenn man sie im Fotobuch verwenden will. Und wer wirklich etwas aus den RAW-Daten herausholen möchte, muss sich jedoch einarbeiten und sich etwas mit einem entsprechenden Programm beschäftigen.
Auch benötigen die RAW-Daten mehr Platz auf der Speicherkarte und später der Festplatte. Und schließlich stellen sie ein gewisses Risiko für die langfristige Lesbarkeit dar: Da es sich um ein Hersteller-eigenes Format handelt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass in 15 oder 20 Jahren noch problemlos Programme verfügbar sind, die die Bilder lesen können, geringer als beim beliebten JPEG-Format, das sehr weiträumig eingesetzt wird.
So nutzen Sie RAW-Dateien
Die Aufnahme von RAW-Dateien ist in der Regel bei digitalen Spiegelreflex- und Systemkameras möglich und muss in der Kamera eingestellt werden (wie das genau geht, verrät die Bedienungsanleitung). Bei vielen Modellen ist es auch möglich, ein Bild sowohl im RAW- als auch im JPEG-Format abzulegen. Das ist besonders praktisch für RAW-Einsteiger, da man immer noch notfalls auf das JPEG zurückgreifen kann.
Einsteiger-Kompaktkameras verfügen meist nicht über RAW-Datenformat, sondern bieten nur die Speicherung als JPEG. Sind die Bilder einmal im JPEG fotografiert, kann man sie nicht mehr in ein RAW „zurückverwandeln“. Umgekehrt gilt, dass man aus einem RAW jederzeit ein JPEG umwandeln kann. Man benötigt dazu ein Programm zur RAW-Entwicklung, das in der Regel schon vom Kamerahersteller mitgeliefert wird. Meist müssen die RAWs in dieses Programm importiert werden und für die Verwendung im Fotobuch als JPEG exportiert werden.
Fazit
Dass fortgeschrittene Fotografen mit dem RAW-Format fotografieren, hat seine Berechtigung: Es bietet wirklich deutlich mehr Bearbeitungsmöglichkeiten, vor allem bei schwierigen Lichtsituationen als das JPEG-Format. Allerdings erfordert es eine Einarbeitung und einen zusätzlichen Verarbeitungsschritt, da RAW-Dateien nie direkt ins Fotobuch geladen werden können, sondern immer zunächst in ein JPEG umgewandelt werden müssen. Für Fortgeschrittene lohnt sich die Nutzung von RAW trotzdem – vor allem, wenn schwierige Lichtsituationen (starke Kontraste, Kunstlicht) zu erwarten sind. Wer den Umstieg nicht machen möchte, sei damit getröstet dass man auch aus JPEGs, die mit einer hochwertigen Kamera aufgenommen wurden, mit professionellen Bildbearbeitungsprogrammen der neuesten Generation wie Lightroom und Photoshop auch noch enorm viel herausholen kann.