Viele Tage halten schöne kleine Momente bereit, die man gerne erinnern und in einem Fotobuch festhalten würde. Kommen Sie auch oft einfach nicht dazu, so ein Buch dann auch zu erstellen? Dann ist das Fotobuch-System Project Life vielleicht etwas für Sie. Unsere Redakteurin Petra Vogt hat ausprobiert, was dran ist an dem Hype aus den USA.
Fotobücher mit einem Jahresrückblick sind beliebt. Die meisten erstellen sie zu Beginn des Folgejahres. Dann ist aber viel Erinnerungswertes schon wieder vergessen. Im hektischen Alltag alle bemerkenswerten Details festzuhalten, dafür fehlt den meisten jedoch die Zeit. Die Gestaltung eines hübschen Fotobuch-Layouts dauert schließlich meist viele Stunden. Genau hier setzt die Idee der amerikanischen Fotobuch-Freundin Betty Edwards an. Sie hat eine Art Baukasten-System für Fotoalben entwickelt, dessen Grundprinzip mittlerweile auch von einer Reihe weiterer Anbieter übernommen worden ist. Das Herzstück ist ein Ringordner mit Plastikhüllen. Der Clou bei diesen ist, dass sie Einschübe in typischen Fotogrößen enthalten:
So muss man sich viel weniger Gedanken ums Layout machen, weil die grundlegende Gestaltung schon vorgegeben ist. Eine ganze Reihe verschiedener Varianten dieser Plastikhüllen (im Project Life-Jargon "Page Protectors" genannt) sorgt für Kombinationsmöglichkeiten und damit Abwechslung im Album. Ein weiteres essenzielles Element an Project Life, das für ein attraktives Aussehen sorgt, sind vorgefertigte Kärtchen mit liebevoller grafischer Gestaltung. Sie sind doppelseitig bedruckt und bieten Platz für kleine Erinnerungsnotizen. In der Kombination der verschiedenen Elemente entstehen in der Tat recht schnell ansprechende Layouts. Im Internet kann man viele schöne Beispiele sehen wenn man nach "Projekt life Pages" sucht. Ganze Pinnwände voller Ideen findet man bei Pinterest:
Mittlerweile gibt es auch eine digitale Variante von Project Life, bei der die Plastikhüllen als Layoutvorlage daher kommen. Auch die Illustrations-Kärtchen stehen digital bereit. Zusammengebastelt wird beides in einem Bildbearbeitungsprogramm. Zum Ausdruck wird ein Fotobuch-Service genutzt. Allerdings hat die digitale Variante den Nachteil, dass man sein Werk erst in Händen hält, wenn es komplett ist. Beim analogen Project Live sieht man seinen Ordner dagegen wachsen und kann sofort darin blättern. Umgekehrt hat die digitale Variante auch Vorteile wie etwa, dass man schneller loslegen kann und einfacher neues Material besorgen. Dazu gleich mehr.
Der Praxistest
Ich finde die Grundidee von Project Life, schneller zu einem ansprechenden Buch zu kommen, sehr interessant und mache den Praxistest. Dazu will zunächst einmal entschieden werden, ob ich analog oder digital vorgehen möchte. Das Digitale ist mir ja immer lieb und ich schaue mir an, was dazu von deutschen Fotobuch-Anbietern geboten wird. Die Suche ist ernüchternd: Ich finde gar nichts. Die digitale Project Life-Gemeinde scheint auch in der Regel mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop (Elements oder sogar die Creative Suite/Cloud) zu arbeiten. Ein Youtube-Video, das ich mir dazu anschaue, ist abschreckend: Es muss mit zahllosen Ebenen gearbeitet werden. Das ist bei mir wenig beliebt und so wende ich mich der analogen Version zu.
Die Grundausstattung besorgen
Auch darin einzusteigen, ist hierzulande gar nicht so einfach, wenn man die Materialien vor dem Kauf in Augenschein nehmen möchte. Selbst in einer Großstadt wie Hamburg findet man in einem durchschnittlichen Bastelladen die Materialien nicht. Nach einigem Suchen entdecke ich einen Laden, der immerhin eine Variante namens Snap Album führt. Ich hatte schon bei der Internet-Recherche festgestellt, dass es mittlerweile eine Reihe von Nachahmer-Produkten gibt. Sie übernehmen die Grundidee „Ordner und Fotohüllen plus Illustrationskärtchen“. Manche beschränken sich jedoch auf andere Größen. Einfacher erhältlich sind sie aber auch nicht.
In der Regel muss der angehende Project Lifer im Internet bestellen. Dort gibt es aber eine ganze Reihe spezialisierter Scrapbooking-Shops. Bei der Auswahl hilft enorm, wenn man weiß, dass ein Ordner auf Englisch "Binder" heißt und die Plastik-Fotohüllen unter dem Namen "Page Protectors" verkauft werden. Verwirrend können bei einer Erstbestellung auch die Größenangaben sein. Sie erfolgen nämlich in der Regel in Inch. 12x12 entspricht dabei etwa unserem 30x30 cm, 6x8 entspricht etwa DIN A5.
Für die Erstausstattung werden auch Sets aus einem Ordner plus einigen Hüllen angeboten. Ich erstehe ein solches in 6 x 8. Da es vor Ort viel Auswahl an Verzierungs-Material gibt, schlage ich auch dabei zu und gehe mit einer prall gefüllten Tasche nach Hause. Alles in allem werde ich rund 50 Euro los. Das liegt preislich ähnlich wie ein klassisches Fotobuch. Allerdings werden bei mir noch die Fotoabzüge und weitere Plastikhüllen dazu kommen.
Project Life Album - Die Gestaltung
Ist das Material aufgebaut, geht die Gestaltung in der Tat recht schnell von der Hand: Man probiert ein bisschen herum, welche Bilder und Kärtchen auf einer Doppelseite zusammen passen und schiebt sie in die Hüllen.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass die Plastikhüllen und Kärtchen von beiden Seiten zu sehen sind. Da muss man manchmal ein bisschen tüfteln, bis alles passt. Ich bin auch froh, dass ich im Bastelladen einen Eckenstanzer mitgenommen hatte. Mit runden Ecken sieht das Ganze doch gleich schon schicker aus. Auch die weiteren Verzierungsmaterialien machen sich gut auf den Hüllen. Es ist übrigens auch Variante erhältlich, in die man eine komplett gestaltete Seite einschieben kann – wenn man doch mal etwas Aufwendigeres zusammenbasteln möchte. Text ist schnell ergänzt, so dass fürs Layout wirklich wenig Aufwand entsteht. Allerdings muss ich schnell weitere Plastikhüllen nachkaufen.
Mein Fazit
Es geht wirklich schnell mit dem Fotobuch-Baukasten-System von Project Life, allerdings gefällt mir der „Plastik-Look“ der Hüllen nicht so gut. Ich überlege, ob ich mit dem traditionellen Scrapbooking doch besser aufgehoben bin. Allerdings sind die Seiten dort sehr empfindlich (oder müssen auch in Plastikhüllen). Da hat Project Life deutliche Vorteile – vor allem, wenn man Familie hat und sich das Album auch mit Kindern anschauen möchte. Gerade denen kommt Project Life wirklich entgegen, da man sie sehr einfach in die Gestaltung integrieren kann – ihre kleinen Kunstwerke können einfach ins Album aufgenommen werden, indem man sie in die Hüllen schiebt. Auch können die Älteren schon aktiv mitmachen. So easy geht das bei einem am Computer erstellten traditionellen Fotobuch nicht.
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