Warum weichen Fotobücher farblich von den Originalen ab?


Warum weichen Fotobücher farblich von den Originalen ab?

Die Qualität der Fotobücher wird immer besser - auch hinsichtlich der Farbtreue. Doch nach wie vor weichen insbesondere preiswertere Digitaldrucke farblich von den Fotovorlagen ab. Dann ist die Enttäuschung groß, wenn das ursprünglich kräftige Azurblau des Mittelmeeres einen Grünstich erhält oder gar violett erscheint. In den meisten Fällen gehen die Farbabweichungen auf die in der Digitalfotografie und beim Druckverfahren angewandten unterschiedlichen Farbräume zurück. Denn während Monitore und Kameras die Farben im RGB-Farbraum anzeigen, wird im auf dem klassischen Vierfarbdruck basierenden Digitaldruck das CMYK-Farbmodell verwendet. Inwiefern sich die Farbräume unterscheiden und wie Sie Ihren Fotobüchern eine bessere Farbtreue verleihen können, erfahren Sie im folgenden Beitrag:

Farbspektrum und Farbwahrnehmung

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Warum gibt es überhaupt unterschiedliche Farbräume und warum weichen die Farben eines auf dem Monitor dargestellten Fotos von den Farben des zugehörigen Druckes ab? Das theoretisch mögliche, physikalische Farbspektrum der Natur übertrifft bei Weitem das Farbspektrum, welches das menschliche Auge wahrnehmen kann. Dieses Farbspektrum wiederum ist größer als als Spektrum, das die Digitalfotografie bietet.

Menschen können Licht im Wellenlängenbereich von 380 nm (Ultraviolett) bis 780 nm (Infrarot) wahrnehmen. Dieser Farbraum wird LAB-Farbraum genannt. Mitten im LAB-Farbraum ist der der RGB-Farbraum positioniert, innerhalb dessen Grenzen der CMYK-Farbraum liegt.

Das große "Hufeisen" stellt den LAB-Farbraum dar, das schwarze Dreieck den RGB-Farbraum und das graue Fünfeck den CMYK-Farbraum.

LAB-Farbraum

Der LAB-Farbraum beschreibt das vom Menschen wahrnehmbare Farbspektrum anhand eines dreidimensionalen Koordinatensystems. Während die L-Achse für die Helligkeit steht, umfasst die A-Achse das Spektrum Rot-Grün, die B-Achse das Spektrum Blau-Gelb.

Urheber: Horst Frank

 

RGB-Farbraum

RGB ist die Abkürzung für Rot, Grün, Blau bzw. für Red, Green, Blue. Der auf der Dreifarbentheorie basierende RGB-Farbraum entspricht dem additiven Farbmodell, das sämtliche Farben aus den drei Grundfarben mischt. Werden Rot, Grün und Blau übereinandergelegt, entsteht Weiß.

Urheber: Quark67

Seit Aufkommen der Fernsehtechnik wird die additive Lichtmischung des RGB-Farbraumes für selbstleuchtende Wiedergabegeräte verwendet. Dazu zählen auch Digitalkameras und Monitore. Das in der Digitalfotografie meist verwendete JPG-Format wird ebenfalls im RGB-Farbraum dargestellt.

Seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der RGB-Farbraum entsprechend des technischen Fortschritts mehrere Male angepasst. Vom CIE-XYZ-Farbraum über den von PAL und SECAM entwickelten Farbraum bis zum für Monitore üblichen sRGB-Farbraum und die im Profibereich angewandten Adobe-RGB, Wide-Gamut, eciRGB und ProPhoto-RGB bieten hoch entwickelte Systeme heute einen RGB-Farbraum von etwa 281 Billionen Farbnuancen. Zum Vergleich: Der Mensch kann etwa 500.000 Farben unterscheiden.

Beim Digitaldruckverfahren werden die im RGB-Farbraum aufgenommenen Fotos üblicherweise in den CMYK-Farbraum konvertiert. Dies zieht automatisch eine Reduzierung des Spektrums nach sich. Farbverluste machen sich insbesondere im Blau-Bereich bemerkbar.

CMYK-Farbraum

CMYK steht für Cyan, Magenta, Yellow und Key (Schwarz für die Farbtiefe). Der CMYK-Farbraum basiert auf dem Prinzip der subtraktiven Farbmischung, bei der drei hintereinander geschaltete Farbfilter Schwarz bzw. dunkle Grauwerte ergeben. Nach Wegnahme eines oder mehrerer Filter werden die entsprechenden Farben sichtbar.

Urheber: Quark67

Das CMYK-Farbmodell bildet die Basis für den modernen Vierfarbdruck und die Digitaldrucktechnik. Der Druck mit CMYK-Farben erfolgt nach der Norm ISO 2846, welche die Eigenschaften der einzelnen Farben für Hersteller und Anwender genau definiert.

Die Norm ISO 12647-2 beschreibt ergänzend die Farbwirkung auf den unterschiedlichen Druckpapieren. Um die Normen in die Praxis umzusetzen, bedienen sich Anbieter für Fotoprodukte und digitale Druckerzeugnisse so genannter ICC-Profile.

ICC-Profil

ICC ist die Abkürzung für "International Color Consortium". Der internationale Zusammenschluss wurde 1993 zwecks Vereinheitlichung der Farbmanagementsysteme von mehreren Bildbearbeitungs-Software-Herstellern ins Leben gerufen. Unter einem ICC-Profil ist ein genormter Datensatz zu verstehen, der den Farbraum aller beim Herstellungsprozess beteiligten Geräte (Kamera, Monitor, Scanner, Drucker) definiert. Das Ziel des ICC-Profils ist die größtmögliche farbliche Übereinstimmung zwischen Eingabe- und Ausgabegeräten. Zusammengefasst dient das von Anbietern verwendete ICC-Profil dazu, die bestehenden Unterschiede zwischen RGB- und CMYK-Farbraum weitgehend auszugleichen.

Farbtreue anhand von Gratis Fotoabzügen testen

Wenn Sie Ihr Fotobuch also per Digitaldruck produzieren lassen möchten, sollten Sie sich zunächst über die Farbtreue sicher sein. Gute Anbieter informieren Sie bereits auf ihrer Webseite über das von ihnen eingesetzte ICC-Profil bzw. Druckverfahren. Dies allein muss noch längst nicht der von Ihnen erwarteten Farbtreue entsprechen. Doch die für Sie notwendigen Vergleiche erhalten Sie auf denkbar einfachstem Wege: Sie bestellen bei infrage kommenden Anbietern zunächst mehrere Fotoabzüge, die Sie als Neukunde in der Regel gratis erhalten.

Für einen repräsentativen Vergleich verwenden Sie am besten immer die gleichen Fotos. So können Sie bei der jeweiligen Farbgegenüberstellung von Kamera, Monitor und Druck auf einen Blick feststellen, bei welchem Anbieter Sie mit farbtreuen Fotobüchern rechnen können.

Ein Tipp: Damit der Vergleich auch wirklich optimale Ergebnisse liefert, überzeugen Sie sich vor der Bestellung der Abzüge davon, dass Ihr Monitor exakt kalibriert ist. Dies können Sie feststellen, indem Sie sich in der Systemsteuerung zur Monitoranzeige und von dort bis zur Funktion "Farbe kalibrieren" durchklicken.

Aktivieren Sie die Funktion, werden Sie automatisch durch das Menü geführt. Entscheidend ist dabei die exakte Einstellung der Graustufen, die im Verlauf der Kalibrierung auch nicht die geringsten Farbwerte aufweisen dürfen.

Die beste Alternative: Ausbelichtung auf Fotopapier

Um ihren Kunden eine bessere Bildschärfe und optimale Farbtreue zu garantieren, belichten anspruchsvollere Anbieter die Fotos im RGB-Farbraum aus. So entstehen keine Qualitätsverluste, die bei der Konvertierung in den CMYK-Farbraum üblich sind. Im Gegensatz zum Vierfarb-Druckverfahren gewährleistet die Ausbelichtung auf echtem Fotopapier die beste Farbtreue. Anbieter sind beispielsweise Saal Digital oder Cinebook.

Grafik oben - © Delphimages - Fotolia.com

Autorin

Petra Wingender Petra Wingender

Petra Wingender ist studierte Politologin und in Köln als selbstständige Autorin und Werbetexterin tätig. Und da sie aus einer Künstlerfamilie stammt, schaute sie auf der Uni auch in Seminare für Malerei und Kunstgeschichte rein. Daher die Leidenschaft für die Fotografie, die übrigens mit einem Erbstück begann: einer alten Voigtländer Bessa aus den 30er Jahren.

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